Zum Inhalt der Seite

Blood Moon

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Owls Lost In The Woods


 

(¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯)
 

"Keine Sorge! Abenteurer Kotaro Bokuto wird euch alle aus diesem gefährlichen Wald retten!"
 

Das waren die Worte, die dem verlorengegangenen Team vor drei Stunden noch vereinzelt Hoffnung gemacht haben. Ein Teil hatte das Leben bereits abgeschlossen. Akaashi zum Beispiel. Er ließ den Kopf hängen, seit ihm die Abwesenheit jeglichen Handyempfangs aufgefallen war.

Er wusste zwar um die Kunst des Navigierens Bescheid. Einen Kompass aus einem Blatt und einer Nadel in einer Schale Wasser konnte er auch machen. Konoha hat ihm dafür sein Nähset für alle Notfälle gereicht - Kaori war besonders überrascht.

Zu wissen, wo Norden war, brachte ihnen aber wenig. Denn wenn sich Akaashi recht orientierte, mussten sie nach Südwesten. Diese Richtung war schnell eingeschlagen. Nach nur ein paar hundert Schritten aber standen sie vor einem meterhohen Steinhang, den sie nicht zu überwinden vermochten.

Es war nicht so, als hätten sie es nicht versucht. Bokuto war der erste, der mit Anlauf und einer gewissen Sprungfertigkeit sein Glück versuchte. Vergebens. Auch den kleinsten, Komi, gegen all die Worte der Warnung hinauf zu "werfen", glückte nicht.

"Wen überrascht das nun? Komi ist kein Volleyball", hat Konoha seufzend gesagt und sich neben Yukie niedergelassen, die in aller Freude an ihren Vorräten snackte.
 

Washio stand im Wald. Verloren, wie die anderen auch. Er sah hoch zu den Wipfeln der Bäume und neigte den Kopf mal nach links, mal nach rechts, weiter hoch und wieder hinunter.

"Und wenn wir einfach südlicher gehen und dann dem Hang Richtung Westen folgen?", fragte er. Akaashi fand diesen Vorschlag grundsätzlich nicht schlecht, mit der Problematik, dass sie nie solch einen Hang in auch nur irgendeine Richtung passiert hatten und er befürchtete, dass sie sich dadurch nur noch weiter verlaufen würden.
 

"Und deswegen gehen wir da lang!", rief Bokuto und schlug einen Pfad ein, der genau von der hohen Wand weg führte. "Wir hätten Brotkrumen streuen sollen", kicherte Sarukui und steckte mit Komi die Köpfe zusammen, was bei dem Größenunterschied der beiden ein herrlich amüsantes Bild wiedergab. Aber das Amüsement war den meisten hier vergangen.
 

"Bokuto-san, wir können nicht einfach wahllos eine Richtung einschlagen" - "Wir können auch nicht Stunden lang hier sitzen und überlegen wo wir nicht hingehen, von nichts kommt nichts, also los, ich bin euer Kapitän und somit Anführer", sprach der Häuptling. "Außerdem ist mir langweilig", murrte er und ließ die Schultern hängen. Akaashi richtete sich umgehend auf, denn er wusste, dass sie in der Situation, in der sie gerade steckten, eines wirklich nicht gebrauchen konnten und das war Down-Phase-Bokuto. Nicht nur er hat das gecheckt, denn Konoha war zu seinem Kapitän gelaufen, boxte ihm gegen den Oberarm und verlangte seine volle Konzentration um über die Wahl der Richtung noch einmal ordentlich nachzudenken.
 

“Da nach hinten”, rief Bokuto und schlug den Weg auch schon ein. Akaashi tauschte einen Blick mit Konoha aus, der diesen zum Schmunzeln brachte. “Gern geschehen”, sagte er und forderte den Rest des Teams auf, Bokuto zu folgen.
 

“Wenn ich nur wüsste, wo wir falsch abgebogen sind.” Akaashi ging neben Konoha als Schlusslicht. Ganz vorne ging Bokuto. Zu seiner Linken war Yukie, die sogar ihre Vorräte mit ihm teilte. Kaori schloss mit Washio auf, dem der grübelnde Blick nicht weichen wollte. Auch Onaga und Anahori waren nicht weniger beruhigt, die Erstklässler waren das erste Mal dabei, wenn der Volleyballclub seinen Halloween-Spaziergang machte. Üblicherweise, Komi und Sarukui sprachen als Vorletzte gerade darüber, gingen sie nach dem Morgentraining los, weil sie keine Schule hatten, spazierten bis zum Mittag und kehrten schließlich in Bokutos Lieblings-Ramen-Lokal ein. “Warum sind wir nicht wieder zu dem verlassenen Viertel vom ersten Jahr? Das war richtig cool, etwas gruselig und übersichtlich”, warf Komi ein. Sarukui kicherte. “Weißt du nicht, was für eine Angst Bokuto damals hatte?”

Akaashi spitzte die Ohren. “Ach ja, deswegen waren wir letztes Jahr auch beim Meiji-Schrein, weil das friedlich ist.” Die beiden plauderten munter weiter.
 

“Beim Schrein letztes Jahr war es echt schön”, sagte Akaashi an Konoha gewandt. Er wusste ja nicht, dass der Grund, dass sie dort waren, Bokutos Angst vom Jahr davor war. Süß, wie er selbst fand. Ob er sich in einem verlassenen Viertel auch gegruselt hätte? Mit den Jungs aus dem Team vermutlich nicht.

“Weißt du noch, was du dir bei der Räuchersäule gewünscht hast?”, fragte Konoha und beobachtete eine bittersüße Regung in Akaashis Gesicht. Erst presste er die Lippen zart aufeinander und sah nach einem kurzen Blinzeln zu Konoha auf den Boden. Ein tiefes Atmen folgte und Akaashi sah wieder hoch. Nach vorne. Konoha folgte dem Blick und beobachtete, wie Bokuto Yukie gerade mit großen Gesten etwas erzählte. Vermutlich, den Bewegungen zur Folge, eine Lobeshymne auf seinen rechten Schlagarm.
 

“Mhm”, machte Akaashi und nickte zustimmend. “Aber ich glaube nicht, dass sich jemand dasselbe gewünscht hat.” Mit diesen Worten steckte er die Hände in die Hosentaschen, seufzte und sah kurz zu Konoha. “Und du?”, fragte er ihn. Auch Konoha nickte. "Würde ich nie vergessen, aber meinen Wunsch teilt wohl auch niemand”, sagte er. Er wirkte gleichzeitig traurig und zufrieden damit. Als wäre es in Ordnung, dass sein Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist oder es nie wird.

Konohas Familie stammt nämlich ursprünglich aus einer Provinz in Aichi, wo der Aberglaube vertreten war, dass sich der Wunsch zweier Liebender erfüllte, wenn sie sich voneinander unabhängig dasselbe wünschten. Man durfte niemandem davon erzählen, was man an die Götter herangetragen hat und man durfte es auch nicht sagen, wenn es in Erfüllung ging, dann man lief Gefahr, dass es einem wieder weggenommen wurde.
 

“Aber sag mir nicht, wenn dein Wunsch in Erfüllung geht, du verlierst ihn sonst”, sagte er etwas wehmütig zu Akaashi. “Glaubst du wirklich daran?”, wollte der Jüngere wissen. Konoha überlegte einen Moment. “Ich will ein bisschen daran glauben”, gab er zu. Akaashis Lippen formten sich zu einem zarten Lächeln. “Dachte nicht, dass du so ein Romantiker bist.” Konoha lachte. “Das hat nichts mit Romantik zu tun”, sagte er, aber Akaashi neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, um zu kommunizieren, dass er da nicht seiner Meinung war. “Romantik ist nicht immer Liebe”, erklärte er.

Bevor Konoha noch etwas erwidern konnte, war Bokuto wieder einmal lauter als alles andere hier im Wald.
 

“Hört ihr das?!”, rief er. “Klar, bist nicht zu überhören, Bo”, gab Konoha laut genug von sich. Die Gruppe blieb stehen. Die Mädchen lauschten sofort, Kaori begann zu summen, dass auch die Jungs versuchten, besser hinzuhören.

Zarte Klänge einer Harfe drangen an sie heran.
 

“Das ist Musik”, erkannte Sarukui offenkundig für die ganze Gruppe. “Komische Musik”, ergänzte Onaga. “Gruselige”, korrigierte Anahori.

“Ach Blödsinn, wir gehen dorthin, wo die Musik herkommt", bestimmte Bokuto, aber Konoha hatte sogleich einen Einwand: “Ja genau... es wird dunkel, eine Gruppe Schüler ist verloren im Wald, lass uns der gruseligen Musik folgen!" - “Ja, genau!”, stimmte Bokuto noch einmal zu. “Aber sie ist nicht gruselig, sie führt uns sicher nach Hause”, sagte er und versuchte auszumachen, wo die Musik herkam.

“Bokuto-san, ich glaube, so funktioniert das nicht”, wendete nun auch Akaashi ein. “Akaaashi! Du hast überhaupt keinen Sinn für Abenteuer”, prallte Bokuto dagegen. Konoha legte sich die Finger an die Stirn.
 

“Abenteuer oder nicht, vielleicht finden wir dort trotzdem jemanden, der uns einen Anhaltspunkt geben kann, wo wir überhaupt sind und wie wir zurückkommen", warf Kaori ein. Bokuto schnippte mit beiden Fingern, ließ ein lautes “Hey hey hey” ertönen und klopfte der Managerin auf die Schulter. “Also wird sie uns nach Hause führen", schloss er daraus, was Konoha für an den Haaren herbeigezogen fand.

“Solange wir alle zusammen bleiben", sagte er und folgte seufzend, weil sich das Team bereits aufmachte, der unheilsamen Melodie zu folgen.
 

“Ich mag die Idee nicht”, flüsterte Akaashi als er mit Konoha aufschloss. “Glaub mir, ich auch nicht. Aber wie ist es ist all den Gruselfilmen? Die Gruppe trennt sich. Das machen wir nicht”, gab Konoha seine Horrorfilm-Kenntnisse zum Besten. Akaashi schnaubte im Ansatz amüsiert. “Dann bin ich der letzte, der sich von der Gruppe trennt”, hob er hervor und schloss näher mit den anderen auf. Nicht, dass einer falsch abbog und sie hätten das Problem.
 

(¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯)
 

Die Harfenklänge führten die Jungs und Mädchen abseits der bekannten Pfade immer tiefer in den Wald. Mal ging es bergauf, mal bergab und es wurde immer dunkler. Sobald die Dämmerung eingebrochen war, war es mit der Finsternis schnell geschehen. Sie hatten in der Zwischenzeit vereinzelt ihre Smartphones für die Taschenlampenfunktion gezückt. Sie sollten sich abwechseln, nicht dass sie alle gleichzeitig den Geist aufgaben und sie standen verloren im dunklen Wald.
 

“Ich hab mich noch nie so verlaufen”, knurrte Akaashi über sich selbst. Diese Wanderung war der reinste Griff ins Klo. Selbst Konoha, der neben ihm oft für Ausgleich sorgte, konnte seine Laune nicht besänftigen. “Wenns dir hilft, ich schon und es war auch mit Bokuto, also wir werden wieder heim finden, auch wenn seine Lösungsansätze wirr und zum Scheitern verurteilt wirken. Ich versteh nicht, was es ist, aber er hat einen sechsten Sinn für sowas”, versuchte Konoha Akaashi zu beruhigen. Der seufzte, aber nickte.
 

“Hey, hey, heeey!”, rief Bokuto plötzlich aus und riss alle aus ihren kleinen Unterhaltungen und dem Umhersehen in ihrer Umgebung. Bokuto deutete aufgeregt geradeaus und mobilisierte das Team zu einer Lichtung. “Oh, zum Glück”, stieß Akaashi aus. Bokuto sprintete drauf los.

“Hey! Die Gruppe trennt sich nicht!”, rief ihm Konoha nach. Sie liefen alle ihrem Kapitän nach, der an der Lichtung links abbog und nach ein paar Metern vor einem großen eisernen Tor zum Stehen kam.
 

“Wie cool! Ein Geisterschloss!” Bokuto klatschte in die Hände. Sarukui und Komi klappten die Münder auf. Onaga und Anahori blieben wie angewurzelt stehen und Washio besah sich erst einmal das Schloss am Tor. Kaori und Yukie standen hinter Bokuto und lugten an ihm vorbei zu einem alten Schloss. Geisterschloss war im Angesicht des Verfalls gar nicht so unpassend ausgedrückt.
 

“Nein!”, sagte Konoha. Er erkannte an Bokutos Körpersprache bereits, dass er da unbedingt hinein wollte. “Ich glaube, wir haben heute das volle Programm”, sagte Akaashi, denn er bemerkte auch, wie hibbelig ihr Kapitän wurde und er wusste, dass er sich nicht abbringen lassen würde und wie war das? Sie sollten sich nicht trennen!
 

Der Wind zog den Schülern bitterkalt um die Ohren und durchs Haar. Die Lichtung gab sie der Unbarmherzigkeit der Witterung und des Wetters wieder voll und ganz frei. Akaashi zog die Schultern hoch und die Jacke fester zu. Konoha hätte ihm gerne seine gegeben, aber ihm war auch unheimlich kalt.
 

“Okay, dann gehen wir rein und besprechen drinnen, was wir machen”, gestand er Bokuto den Wunsch zu. Just in dem Moment klackte auch das Schloss auf und Washio öffnete unter lautem Knarren das große schwere Tor.

Die schöne Harfenmusik wurde dadurch vollkommen übertönt, aber weil der kreischige Ton so stechend in den Ohren war, fiel es niemanden auf, dass etwas fehlte, als das Tor überwunden war.
 

Vor dem Schloss lag ein Vorgarten, der noch vereinzelt Herbstrosen erblühen ließ. Er war verwuchert, ungepflegt und genauso verlassen wie der Rest dieses Orts. Nur die satten roten Blüten ließen im Schein des Mondes etwas Farbe zu.
 

“Wow… wusstet ihr, dass heute Vollmond ist?”, fragte Yukie. Ihr Gesicht war zum Himmel gerichtet und durch den Mond in ein unvergleichliches… rot getaucht?

“Es ist sogar Blutmond”, bemerkte Konoha. Die Wolken zogen gerade über den vollen runden Himmelskörper. In der Ferne konnte man einen Wolf heulen hören. Gänsehaut kam auf. Komi sprang aus dem Stand in Sarukuis Arme, dessen Augen waren geweitet, aber er hielt den Libero fest, drückte ihn gar an sich. Hinter Bokuto versteckten sich nun Onaga und Anahori. Und Bokuto sah mit einem geschockten Blick in die Runde.

“Was? Es ist schon Vollmond?”, fragte er und schluckte.
 

“Halloween und Vollmond… na, großartig!” Akaashi begann, seine Handballen zu drücken. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. “Blutmond”, korrigierte Sarukui ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, Komi nun herunter zu lassen. Er sollte gerne bleiben, wenn er sich so wohler und sicher fühlte.

“Blutmond”, zischte Akaashi und musterte Bokuto, denn ihm war dessen plötzlicher Wesenswechsel nicht entgangen.
 

“Jungs! Yukippe~ Kaori? Ihr solltet schleunigst da reingehen und alles hinter euch verriegeln”, sagte er ernst. So ernst, wie wenn es darum ging, ein gegnerisches Team dem Erdboden gleichzumachen. Nun schluckte auch Konoha. “Warum?” Die Spannung stand in all ihren Gesichtern und Körperhaltungen geschrieben.

“Macht einfach, was ich euch sage, ich bin der Rudelführer!", sagte Bokuto mit Nachdruck und jagte ihnen somit allen einen gewissen Schrecken ein. “Und was ist mit dir? Warum gehen wir nicht gemeinsam rein?”, fragte Washio. Noch rührte sich keiner, abgesehen vom Zittern, das einerseits der Kälte, andererseits der Unsicherheit und einer gewissen Furcht zu Schulden kam.
 

“Nein, ich… ich kann nicht”, sagte Bokuto und zuckte überrascht auf. Seine rechte Schulter zog zurück. Sein linker Arm hetzte hoch. Er ging in die Knie. Yukie schlug die Hände vor ihr Gesicht.
 

“Bokuto-san?” Akaashis Stimme zitterte. Er machte einen Schritt auf ihn zu und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen. “Alles okay?”, fragte er. Bokuto griff hastig nach der Hand des Zuspielers. Akaashi schreckte auf, auch die anderen. “Nichts ist okay!” Die Stimme des Kapitäns war beunruhigt. Er wendete seinen Oberkörper, riss Akaashi ruckartig zu sich, der stolperte und fiel ihm direkt in die Arme.

“Ich bin ein Werwolf!”, rief Bokuto und versenkte seinen Kopf in Akaashis Nacken, der einen lauten spitzen Schrei los stieß.
 

“Akaashi!” Konoha griff nach seinem Handgelenk und zog ihn aus Bokutos Fängen. Sie stolperten beide zurück und stürzten, weil Bokuto ihn nicht festhielt und stattdessen nur in lautes Gelächter verfiel. Yukie hielt die Hände immer noch vor dem Gesicht, aber man konnte ihr ansehen, dass es ihren ganzen Körper durchschüttelte.

“Bokuto! Du bist so ein Idiot!”, brüllte Konoha.

“Du hast sogar Yukie zum Weinen gebracht”, sagte Komi, der selbst gerade erst den Kopf aus Sarukuis Halsbeuge nahm, weil er sich versteckt hat.
 

“Ich weine doch nicht”, kam es lachend von Yukie. Kaori gab ihr einen Stoß mit beiden Armen. “Sagt mal, habt ihr sie noch alle?”, pflaumte sie die beiden Spaßvögel an und machte umgehend auf ihren Absetzen kehrt. “Ihr könnt gerne hier draußen bleiben und euch von echten Wölfen fressen lassen” - die man gerade wieder heulen hörte - “aber ich geh rein!” Kaori war aufgebracht. Die beiden Erstklässler folgten ihr umgehend. Washio versuchte die Situation noch ganz nachzuvollziehen, während Akaashi bereits wieder aufgestanden war und erbost neben Bokuto aufstampfte. “Das war nicht lustig”, sagte er ernst zu ihm, wandte sich wieder um und half Konoha auf, der noch mit dem Schock kämpfte. “Danke”, wisperte er und rügte Bokuto dafür mit seinem Blick.
 

“Hey… Seid nicht solche Spielverderber”, maulte Bokuto und ließ sich von Yukie abklopfen, die als Komplizin als einzige bei ihm blieb. “Das war schon richtig gemein, du warst echt gut”, kicherte sie und bat ihn weiter. Immerhin sollten sie doch in der Gruppe bleiben. Das war auch den anderen klar, denn vor der schweren Schlosstür blieben sie stehen und warteten.
 

“Kommt schon, das war doch lustig”, sagte Bokuto und sprang die zwei Treppen zur Tür hoch.

“Ein bisschen”, gestand Komi, der hing immer noch in Sarukuis Arm und ließ sich erst im Inneren des Schlosses absetzen, wo er am liebsten direkt wieder zu ihm hoch gesprungen wäre, weil ihn die Gargoyle-Figuren am Treppengeländer so erschreckten. Vor ihnen eröffnete sich eine große Eingangshalle, von der im Bogen zwei Treppen jeweils in den ersten Stock führten. Über ihnen hing ein pompöser Luster mit Kerzen, die man hätte entzünden müssen. Zu ihren Füßen lag ein alter staubiger Teppich, der bestimmt satte Farben hatte, aber nun nicht nur der Dunkelheit wegen wie in einem Schwarz-Weiß-Film wirkte.
 

Was im ersten Stock lag, konnten sie schwer erkennen, das Mondlicht drang zwar durch die geöffnete Tür, kämpfte sich seinen Weg aber erschwert durch die mit Efeu bewachsenen Fenster. Ein Luftzug drang an ihnen vorbei. Ein Wolfsheulen war nicht unfern zu vernehmen und nach einem lauten wie geisterhaften Pfiff fiel die schwere Holztür mit einem lauten Rumms ins Schloss. Und Komi hing wieder in Sarukuis Arm. “Du musst nicht wieder runtergehen”, sagte dieser und strahlte ihn mit seiner unüberwindbaren Freundlichkeit an. “Ich bin kein Angsthase, dass das klar ist, aber ich bin klein und hab kürzere Beine als ihr alle. Außerdem ist mein Knöchel beleidigt von Bokutos Wurf”, verteidigte er sich und schnaubte beleidigt, weil man ihm wohl nicht recht glauben wollte.
 

“Schon gut, wir sind alle ein bisschen aufgebracht. Es ist in Ordnung, bei sowas zu erschrecken. Sehen wir es positiv: Jetzt geht hier drinnen zumindest kein Wind”, sagte Konoha. “Und wir sehen nicht, wie selten dämlich Bokuto grinst” - “Hey!”
 

“Okay, reißt euch alle zusammen. Vergessen wir die Aktion von vorhin einfach. Wir sollten uns sowas jetzt nicht mehr erlauben und stattdessen schauen, was man hier drinnen machen kann. Vielleicht gibt es im oberen Stock einen Balkon, wo wir unseren Handyempfang testen können. Hat jemand Feuer?” Kaori versuchte, die Stimmung wieder ins Gleichgewicht zu bringen und fand auch direkt einen Kerzenhalter, den sie statt der Handytaschenlampen verwenden wollte. “Ja klar, immer dabei”, sagte Konoha und reichte der Managerin rasch das Feuerzeug aus seiner Hosentasche.
 

“Du rauchst?” Akaashi drehte sich schockiert zu ihm. “N-Nein. Ich bin nur vorbereitet. Weißt schon, wie das Nähset?” Akaashis Blick verengte sich. Er musterte Konoha eindringlich, konnte diesem unschuldigen Lächeln aber keine Harm anmuten.
 

Die Kerzen wurden erleuchtet, Konoha bekam sein Feuerzeug - und einen weiteren kritischen Blick von Akaashi - wieder und steckte es zurück in die Hosentasche. “Dann ab nach oben”, sagte Kaori.

“Hey!”, protestierte Bokuto, nahm ihr den Kerzenständer ab und lief mit den Worten “Ich bin der Kapitän” die Treppe hoch. Erst war es unglaublich laut durch Bokutos Getrampel, dann war es wieder finster.
 

“Man läuft nicht mit Kerzen!”, rief ihm Kaori nach. “Warum nicht?”, fragte Bokuto. “Weil das Licht dann ausgeht!” keifte Anahori überraschend angespannt.
 

“Siehst du? Und du hast es sogar geschafft, dass Anahori am Rad dreht”, kam es gleich noch tadelnd von Kaori. Konoha zückte das Feuerzeug wieder. Beim Raufgehen wurden die Kerzen neu erleuchtet, aber Bokutos Stimmung war nicht mehr hell. Sie war finster. Er ließ den Kopf hängen, selbst sein Haar ließ nach und unterstrich den erbärmlichen Anblick.
 

“Was soll ich denn machen? Ich hab nicht nachgedacht” - “Exakt! Du hast nicht nachgedacht. Ne Entschuldigung wäre vielleicht angebracht”, sagte Konoha und nahm das Feuerzeug wieder zurück. “Auch für das, was du draußen geliefert hast, du hast nicht nur Komi erschreckt”, sagte er noch und deutete zu Akaashi, meinte aber genauso sich selbst. “Schon gut”, sagte Akaashi leise. “Nein! Es tut mir wirklich leid. Es sollte nur ein Spaß sein. Ich wollte nicht, dass ihr Angst bekommt.” Bokuto meinte es wirklich aufrichtig. “Ich wiederhole. Keine Angst”, sagte Komi. Er fand es in Sarukuis Arm aber auch überraschend gemütlich.
 

“Danke, Bokuto-san”, sagte Akaashi, trat die paar Treppen zum Kapitän hoch und suchte seinen Blick. “Morgen oder vielleicht sogar in ein paar Stunden kann ich sicher darüber lachen. Sieh es so: Du warst ein richtig guter Schauspieler, ich hab dir nämlich geglaubt, dass du mir jeden Moment den Hals aufbeißt”, lobte er ihn mit einem zarten roten Schimmer auf den Wangen, der durch den Kerzenschein deutlich zu erkennen war, denn er erleuchtete Akaashis Gesicht durch die Nähe zu Bokuto gerade einwandfrei. Konoha spielte nervös am Rädchen des Feuerzeuges und entfachte sogar einen kurzen Funken, da riss er die Hand wieder aus der Hosentasche und rappelte sich auf.
 

“Meinst du wirklich?”, fragte Bokuto. Seine Mundwinkel zogen sich bereits weiter hoch, auch seine Augen weiteten sich wieder, dass man den abenteuerlichen Glanz in ihnen erkannte. “Ja wirklich”, bestätigte Akaashi und Bokuto posierte wie man es von Christopher Kolumbus kannte. “Dann folgt mir nun, meine Glaubensbekenner und erkundet dieses Schloss mit mir”, sagte er und schritt nun langsamer mit dem Kerzenhalter und Lichtquelle voran. “Er kann so ein Idiot sein”, grummelte Konoha vor sich hin. Washio neigte den Kopf. “Bist du immer noch überrascht? Du kennst ihn jetzt schon fast drei Jahre”, hob er hervor.

“Du hast recht, mich sollte nichts mehr wundern”, lachte Konoha auf.
 

Im ersten Stock folgten sie dem Kapitän in einen Gang. Welches Auswahlverfahren er zur Begehung nutzte, war nicht nachvollziehbar, aber Bokuto meinte, er fühle eine warme Spur. “Ich spür auch Wärme”, kicherte Komi und schmiegte sich an Sarukui.

“Na wenigstens einer”, murmelte Konoha. “Zwei”, korrigierte Sarukui, der kein Problem mit der aktuellen Situation zu haben schien. Weder damit, dass sie bei Vollmond - pardon, Blutmond - in einem verlassenen Schloss waren, das sie nicht kannten, noch, dass er Komi wie ein Klammeräffchen trug.
 

Jeder ihrer Schritte ließ dumpfen Hall ertönen. Der Wind fuhr um die alten Gemäuer und pfiff hoch durch undichte Fenster. Am Beunruhigendsten aber war das Knarzen, das aus dem Dachstuhl kam. Richtig gruselig, wie vor allem Onaga fand, dass er ganz dicht hinter Bokuto ging, um sich im Fall des Falles schützen zu lassen. Auch Anahori war nicht fern.
 

“Ich kann nicht glauben, dass du dabei mitgemacht hast.” Kaori wandte sich an Yukie, die neben ihr her ging, nachdem Akaashi den Platz neben Bokuto eingenommen hatte. “Ich hab nicht mitgemacht”, empörte sich die brünette Managerin. “Das war meine Idee! Ich meine, ich wäre ohne Bokuto nie drauf gekommen. Immerhin, ich meine… na sieh ihn dir doch an. Er hat einfach den perfekten Körperbau für so einen Werwolftypen. Yummy, oder?” Yukie ging etwas mehr ins Detail, als Kaori erwartet hat. Ihre Augen scannten den Kapitän dennoch ab und sie musste zustimmen.
 

Konoha sah stattdessen an sich hinunter und anschließend hinüber zu Washio, dann nach vorne zu Bokuto und schließlich zu Akaashi. “Vergleich dich nicht mit anderen”, sagte Washio ruhig. Konoha schüttelte den Kopf. “Tu ich nicht…”, sagte er. “Du bist auch Yummy mit deinen müden Augen, das hat was Mysteriöses", sagte Komi. Durch den Klammeraffengriff hing er so an Sarukui, dass er Konoha genau ansehen konnte. “Okay, du machst mich verlegen, bitte lass das”, sagte Konoha, fuhr sich mit der Hand über den Nacken und sah peinlich berührt zur Seite. “Möchtest du denn für jemanden Yummy sein?”, fragte Sarukui. Er drehte sich zurück und überließ somit Komi die Sicht nach vorne.

“Was? Nein… vielleicht. Können wir bitte nicht darüber reden?” Konohas Antwort hätte in ihrer Ausdrucksweise nicht undeutlicher sein können, sprach aber für alle klar aus, dass Sarukui ins Schwarze getroffen hat. “Yukie oder Kaori?”, flüsterte Komi, nachdem er Sarukuis Kopf mit beiden Händen wieder nach vorne gedreht hatte und wieder Blickkontakt zu Konoha aufnehmen konnte, der vehement den Kopf schüttelte. “Dann die Managerin von Karasuno, die ist wirklich hübsch”, seufzte Komi. Auch Washio neben Konoha nickte zustimmend.
 

“Ist euch eigentlich aufgefallen, dass die unheimliche Musik weg ist?”, fragte Konoha. Er wollte das Thema wechseln. Schnell. Bedachte aber nicht, dass er damit mehr Unruhe reinbringen könnte.

“Ob die Musik uns nur hier her locken wollte, dass uns das Schloss jetzt fressen kann?”, fragte Onaga. Die Gruppe blieb stehen und tauschte unsichere Blicke aus. Ihnen allen war klar, dass das Schloss sie nicht verschlingen würde, aber die Möglichkeit, dass sie gelockt wurden, war vielleicht gar nicht so an den Haaren herbeigezogen.

Ein dumpfes Geräusch, als wäre etwas umgefallen, erklang am Ende des Korridors. Zehn Gesichter schnellten in dieselbe Richtung. Das Knarzen wurde lauter und wie Schritte kam etwas auf sie zu, das sie nicht sehen konnten, nur hören. “Wenn wir kämpfen müssen, lass mich runter”, flüsterte Komi in Sarukuis Ohr.

“Wenn wir kämpfen müssen, sind wir am Arsch” - “Meine Mama hat gesagt, ich muss zuhause sein, bevor es dunkel ist” Anahori ging einen Schritt zurück und zur Seite. Er stieß dabei gegen ein Gemälde, das an der Wand hing und auch nicht weniger Krach machte. Bokuto hielt den Kerzenhalter auf das Bild. Akaashis Blick war noch an das Ende des Korridors gerichtet, aber die Schritte waren verstummt.

Konoha folgte dem Licht und erkannte wie auch die anderen ein Gemälde einer wunderschönen Prinzessin, viel mehr der Schlossherrin oder der Tochter des Gutsherren. “Sie ist wunderschön”, sagte Bokuto und trat näher an das Bildnis heran. Eine junge Frau in der Blüte ihrer Jugend, blondes Haar, helle Haut, zartrosarote Wangen und in ein Kleid gesteckt, das ihre Figur genau an den richtigen Stellen betonte. “Wow”, kam es Washio über die Lippen.

“Ach kommt schon, Jungs, das ist nur n Bild, die sah sicher nicht so toll aus”, knurrte Kaori. “Und selbst wenn, ist sie sicher tot oder zumindest saualt”, ergänzte Yukie und schnaubte amüsiert.
 

“Ob ihr Geist noch hier ist?”, fragte Bokuto. “Glaubst du etwa an Geister?”, wollte Akaashi wissen. Bokuto zuckte mit den Schultern. “Ich glaub an alles, was man sehen kann”, erklärte er. Konoha schlug sich die Hand ins Gesicht. “Das ist eigentlich das Gegenteil.”

“Lasst uns einfach da nach vorne gehen, ich glaub da gibts nen Balkon”, schlug Onaga vor und deutete dorthin, wo eigentlich das dumpfe Geräusch hergekommen war. Es war zu vermuten, dass seine Annahme richtig war, denn dort stand eine Tür offen, durch die mehr Licht in den Korridor drang und somit zumindest nach einem großen Fenster anmuten ließ.
 

“Gute Idee”, sagte Bokuto, verneigte sich vor dem Gemälde der schönen Prinzessin, wie sie in seinen Augen immer bleiben würde, und ging als Anführer voran. “Bin ich der Einzige, der es für eine schlechte Idee hält, einer unheimlichen Melodie zu folgen, in das Schloss zu gehen und jetzt genau dorthin zu marschieren, wo es vorhin komische Geräusche gegeben hat?”, fragte Konoha, folgte aber mangels Alternative, immerhin sollten sie zusammenbleiben. “Siehs als Abenteuer!”, gluckste Komi. “Außerdem sind wir zusammen, das ist Teambuilding”
 

In dem Raum mit mehr Licht fanden sie an dessen Ende nicht nur tatsächlich einen Balkon, den Kaori mit den Erstklässlern umgehend zum Handyempfang checken betrat, sondern auch eine Harfe und: “Ein Haar von der Prinzessin!”

Bokuto ging schnell in die Hocke und hob ein blondes Haar auf. Sarukui ließ Komi wieder hinunter und ging zu der Harfe, um mit der Hand über die Saiten zu streichen. Ein wunderschöner friedlicher Klang erfüllte den Raum, aber genauso die nächsten dumpfen Geräusche im Stock über ihnen.
 

“Okay, ich bin hier raus”, sagte Konoha und drehte sich zum Gehen um. Aber etwas hinderte ihn daran. Konoha sah auf sein Handgelenk, das plötzlich in Akaashis dünnen Fingern weilte. “Konoha-san. Bitte geh nicht, ich möchte mir nicht ausmalen, dich zu verlieren”, sagte Akaashi mit tiefem Blick in Konohas Augen. “Ja, ich will dich auch nicht verlieren! Das ist meine Verantwortung als Kapitän”, polterte Bokuto herbei und packte Konoha an der Schulter. Akaashi ließ ab und der kurze Augenblick, in dem Konoha den Hauch einer besonderen Verbindung spüren konnte, war verflogen. Er ließ sich von Bokuto drücken, seufzte und sah zu Kaori, die vom Balkon wieder zurückkam und mit dem Kopf schüttelte.
 

“Dann lasst uns alle wieder hinunter gehen, warten bis es hell ist und dann suchen wir den Weg zurück”, schlug Konoha vor, aber Bokuto hatte andere Pläne.

“Ich will hinauf! Ich schwöre, da ist die Prinzessin und will von uns gerettet werden. Sie hat uns mit der schönen Harfenmusik hierher gerufen, weil sie befreit werden muss und das machen wir. Wir sind Helden”, sagte er, fuhr mit dem Kerzenhalter um und verließ den Raum.

Konoha schnaubte auf. “Okay, lasst uns die Prinzessin retten. Ich glaube ja mehr, dass es hier Ratten und Fledermäuse gibt”, erklärte er sich selbst die Dinge, die sie hörten. “Ratten und Fledermäuse?", Anahori verzog das Gesicht verzweifelt. Onaga machte einen angewiderten Laut.
 

“Besser als Geister oder?” Akaashi ging Bokuto wieder als Erster nach, die anderen folgten auch. “Ich finde, es wäre richtig cool, wenn wir eine Prinzessin befreien würden”, sagte Sarukui. Komi neben ihm nickte eifrig. “Dafür vergesse ich auch meinen beleidigten Knöchel.”
 

Der Korridor mündete in eine Treppe um die Ecke, direkt davor fanden sie noch ein Gemälde von der vermeintlichen Prinzessin. “Sie sieht traurig aus”, erkannte Yukie. Ein Grund mehr, für Bokuto, sie zu retten. Er hob die Kerzen zur Treppe voran und stieß einen spitzen Schrei aus, der die gesamte Gruppe aufschrecken ließ.
 

“Was? Bokuto-san! Was ist es?”, fragte Akaashi und Bokuto deutete zitternd auf die vielen Spinnweben vor ihnen, die wie ein Vorhang von der Decke hingen.

“Hast du Angst?” - “Nein! Nur… Respekt? Und es ist widerlich!”

“Du hast vor niemandem Respekt”, scherzte Konoha. Akaashi nahm einstweilen den Kerzenhalter. “Dann geh ich vor, okay?”, schlug er vor und betrat nach einem Nicken die Treppe, die lauter nicht knarzen könnte. “Kein Wunder, dass man da sogar nen Geist drüber gehen hört”, sagte Washio und alles weitere passierte unheimlich schnell.
 

Akaashi ging ein paar Stufen, Bokuto betrat die erste Stufe, ging wieder zurück, betrat sie wieder und machte den zweiten Schritt zu seiner eigenen Ermutigung gewaltvoller als er es hätte tun sollen. Akaashi bemerkte, wie die Treppe ins Zittern geriet und machte schnell noch ein paar Schritte nach oben, während hinter ihm das morsche Holz zu Bruch ging und klare Sicht auf das Erdgeschoß preisgab. Der Kerzenständer fiel hinunter und zerbarste mit einem lauten Klirren am harten Boden. Bokuto war zurückgesprungen. Und dann war es still. Im ganzen Schloss.

Nur der pfeifende Wind suchte sich seinen Weg, Gänsehaut zu provozieren.

Ewig währende Sekunden starrten sie alle in die Finsternis.
 

“Aghaaashi? Lebst du noch?”, fragte Bokuto hinunter. “Ja, ich lebe noch und ich bin hier oben”, kam es aus dem stockdunklen zweiten Stock. Konoha fiel ein Stein vom Herzen. Härter als der Leuchter zuvor auf den Steinboden. Er war sich zwar sicher, dass Akaashi nicht gefallen war, aber ihn zu hören beruhigte ihn.
 

“Kannst du wieder runter springen?”, fragte Washio. Es knarrte wieder. “Ich fang dich auch!”, rief Bokuto. Stille. “Lebst du noch?” - “Ja, verdammt! Ich lebe noch! Und ich würde es gerne dabei belassen, auch wenn es nicht immer so aussieht. Deswegen werde ich nicht springen. Ich geh einfach hier oben weiter und komme auf der anderen Seite hinunter”
 

Die Gruppe im ersten Stock tauschte unter dem wenigen Mondlicht verunsicherte Blicke aus. “Nein, du bleibst nicht alleine”, rief Konoha hoch. Bokutos Blick fiel sofort auf Komi. “Nein! Du wirfst mich da nicht rauf”, protestierte dieser sofort. Der Blick ging weiter. “Und wir werfen dich nicht rauf, du bist zu schwer” - “Das sind pure Muskeln!”, wollte Bokuto klarstellen, dass er nicht dick war. "Ja, und die sind schwer”, erklärte Konoha. Oben knarrte es wieder. “Akaashi? Bitte bleib noch”, rief Yukie nach oben. “Wir werden eine Lösung finden”, sagte sie. “Ich beweg mich kein Stück.”
 

“Okay! Schnell. Onaga, Anahori? Sucht Kerzen zusammen. Komi? Hilf ihnen bitte”, sagte Konoha, zückte sein Feuerzeug und entfachte damit die Öllampe, die hier an einem Haken hing. Dann seufzte Konoha und wandte sich an Bokuto.

"Okay Bo... wirf mich, aber wehe, das hat zu wenig Wumms drauf", sagte er und ließ ihn für eine Räuberleiter in die Knie gehen. Washio und Sarukui stellten sich dazu, sicherten Konoha an den Armen und würden ihm mit Bokuto auch Momentum mitgeben. “Bist du sicher?”, fragte Washio. Bokuto war gleich Feuer und Flamme. Er wollte werfen und er wollte endlich auch erfolgreich sein.

“Nein, ich bin nicht sicher, aber wir können Akaashi nicht alleine lassen”, sagte er und hielt sich mit den Händen an Bokutos und Washios Schulter. “Akaashi? Ich komm zu dir hoch”, warnte er. “Und was, wenn du fällst?”, war nicht die richtige Frage. In seinem Kopf beantwortete Konoha sie zwar mit //Dann hab ich zumindest noch einmal in deine Augen gesehen// offen heraus ließ er sie aber unbeantwortet und gab den drei Jungs das Zeichen, dass es losgehen konnte.
 

“Ihr seid echt verrückt”, japste Kaori, während es neben ihr ungewohnt knusperte.

“Wie kannst du jetzt Popcorn essen? Und wo hast du die überhaupt her?” Yukie deutete auf ihren kleinen Rucksack, der im Vergleich zu Wanderschaftsbeginn nun schon ziemlich klein und eingefallen war. Kaori musterte Yukie und griff doch ergeben in die Tüte als es ihr angeboten wurde.

“Ihr seid echt die besten Freunde”, seufzte Konoha. “Auf drei!”
 

“Eins”
 

“Zwei”
 

“Drei”
 

Bokuto, Washio und Sarukui nahmen Schwung, übten all ihre Kraft aus und Konoha stieß sich von den Dreien ab.

Ein dumpfer Schlag auf morschem Holz zeugte davon, dass er zumindest oben angekommen war. Er traute sich aber nicht recht, sich zu rühren. “Langsam, Konoha-san”, sagte Akaashi und reichte ihm die Hand. “Ich wäre vielleicht etwas beruhigter, wenn meine Beine nicht in der Luft hängen würden”, presste Konoha unter Anstrengung heraus. Der Aufprall war nicht gerade angenehm und sich nun so an den Treppen zu halten, während seine Beine und Füße keinen Boden unter sich hatten, war auch ein Kraftakt. “Hier”, sagte Akashi und ergriff seine Hand. Konoha hievte sich hoch und ließ sich von Akaashi ziehen, bis er ein Bein so weit hochziehen konnte, dass er mit dem Fuß an das eingebrochene Treppenende kam. “Konoha? Lebst du noch?” Bokutos Frage konnte im Moment nicht nerviger sein. Das empfand auch Akaashi, denn er antwortete: “Ja, er lebt noch und ich auch, danke der Nachfrage, werft dann Kerzen hoch!” Konoha musste schmunzeln, aber stieß sich nun erst einmal mit dem gefestigten Fuß ab. Die Treppe brach weiter weg, aber Konoha konnte sich mit Akaashis Hilfe nun endlich ganz auf den Rest der Treppe retten. “Verdammt”, keuchte er erschöpft und ließ den Kopf erleichtert sinken.
 

“Konoha-san… du bist… so nah”, flüsterte Akaashi. Konoha bemerkte, dass er nicht direkt auf der Treppe gelandet war, sondern auf ihrem Zuspieler. “Oh! Entschuldige”, sagte er sofort und wollte sich aufrichten, da traf ihn etwas am Hinterkopf und er zuckte mit den Kopf soweit nach unten, dass er gar nicht sehen musste, wie nah er Akaashi war, denn er konnte seinen Atem auf seinen Lippen spüren.
 

“Lebt die-” - “Ja, die Kerze lebt noch!”, knurrte Konoha, richtete sich auf, griff nach dem Geschoss und machte Licht. In seinem Gesicht konnte man eine sehr gesunde rote Farbe erkennen. Auch Akaashi sah nicht besser aus - nun gut, besser in allen Belangen, wie Konoha fand, aber eben auch errötet. Gott, war das peinlich. “Bitte entschuldige, Akaashi”, sagte er zu ihm, aber er wandte sich ab. “Es ist okay, das war nicht geplant.”
 

“Also geht ihr oben rüber und wir unten?”, fragte Kaori. Sie bekam Bestätigung.

“Wenn ihr die Prinzessin seht, sagt ihr, dass ich sie rette, okay?”, rief Bokuto nach oben. Konoha lachte auf.

“Klar, wir sagen ihr, dass wir zwar hier sind, aber sie auf dich warten muss”, antwortete er. Unten ging ein kleines Gemurmel los. Die Kerzen wurden auch im ersten Stock durch die Öllampe entzündet und sie waren bereit.
 

“Passt auf euch auf!” - “Ihr auch”
 

Konoha und Akaashi rappelten sich nun beide auf. Akaashi hob eine zweite Kerze auf, die Konoha nicht getroffen hatte und entzündete den Docht an Konohas Flamme. “Es tut mir leid, Akaashi. Ich wollte dir nicht zu nahe treten”, sagte Konoha. Akaashi Gesicht war in dieser finsteren Umgebung - einzig durch den Kerzenschein erleuchtet - noch so viel schöner, dass es ihm für Weiteres die Sprache verschlug. Aber auch Akaashi war nicht gesprächiger. Er schüttelte den Kopf und sah auf den Boden. Sie schwiegen, während Bokuto und die anderen unten bereits den Weg zur anderen Seite angetreten waren.
 

“Lass uns auch gehen”, sagte Akaashi. “Und lass uns einander nicht verlieren, ja?”, fragte er noch und nahm wie zum Unterstreichen Konohas Hand in seine. Er bekam sofort einen bestimmenden Gegendruck. “Lass ich nicht zu”, sagte Konoha zwar etwas überrascht, aber überzeugt. Sie gingen die restliche Treppe hoch, wandten sich unter den Spinnweben hinweg und besahen mit Staunen den oberen Stock. “Es gibt wohl noch einen Dachboden”, erkannte Akaashi durch eine weitere kleine, sehr enge Treppe. “Bitte lass uns da nicht hoch”, flehte Konoha ihn regelrecht an, dass Akaashi leise kicherte. “In Ordnung.”
 

“Also, glaubst du, dass wir hier eine Prinzessin finden?”, fragte Akaashi um der Stille etwas entgegen zu wirken. Vorhin hat zumindest immer irgendjemand gesprochen, selbst wenn das meiste für ihn nur Gemurmel war. “Die einzige Prinzessin, die ich mit vorstellen kann, zu finden, wäre indem wir ein modriges altes Kleid finden und einer von uns zieht es an”, versuchte sich auch Konoha der unangenehmen Anspannung mit Akaashi in einem gruseligen alten Schloss alleine zu sein. Zumindest örtlich begrenzt allein. Die anderen hat er natürlich nicht ausgeblendet, aber die hatten gerade einen anderen Pfad.
 

“Ich zieh kein Kleid an, also ziehst du es an”, sagte Akaashi mit einem sanften Lächeln. “Für dich zieh ich alles an”, flüsterte Konoha. “Was?”, kam es sogleich von Akaashi, das Konoha mit einem weiteren “Was?” abschrimte. Akaashi lachte. “Ich glaube, nicht jeder Junge könnte ein Kleid oder einen Rock tragen, aber… dir steht es vermutlich sogar”, gab er zu.

“Man wird es wohl rausfinden müssen”, sagte Konoha. Seine Kerze begann langsam zu Tropfen und ließ heißes Wachs auf seine Finger hernieder, aber er würde sich jetzt nicht wie ein Weichei anstellen und deswegen rumheulen. Er stand das durch. Akaashi tat es immerhin auch. Statt zu lamentieren sah er sich also in dem Korridor um. Überall hingen Gemälde dieser Prinzessin. “Sie ist wirklich hübsch, meinst du nicht?”, fragte er. Akaashis Blick haftete gerade an einem Bild, wo die hübsche junge Frau an einen Mann mit schwarzem kurzen Haar gelehnt stand. “Vermutlich”, sagte er leise und sah wieder zu Konoha, dessen Blick fragend wurde. “Nicht dein Typ?”, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen. “Doch schon… ich mag helle Haare, aber… sie ist übertrieben. Weißt du, was ich meine?”, fragte er Konoha und der legte den Kopf schief. “Du meinst, weil sie schön ist, wie ein Engel?”, war die Gegenfrage. “So in der Art, sie sieht brav aus und gesittet, das ist doch langweilig. Als liebe man sie nur wegen ihrer Schönheit.” Akaashi trat mit der Kerze weiter. Konohas Blick blieb noch einen Moment auf dem Bild, aber durch Akaashis Zug an der Hand folgte er ihm gleich darauf.
 

“Das heißt, du stehst auf ausgeflippte Frauen? Mädchen?”, fragte er. Akaashi schüttelte den Kopf. “Ich steh auf spannende und irgendwie mysteriöse…”, das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken. “Und du? Worauf stehst du, Konoha-san?”, fragte er, um das fehlende Wort zu überspielen. “Ich? Schwer zu sagen. Die Chemie muss einfach stimmen” - “Ich bin gut in Chemie, aber ich glaube, mit Liebe hat das wenig zu tun”, erwiderte Akaashi darauf. Konoha schmunzelte. Akaashi war ein Realist. Zwar mit einer pessimistischen Neigung, aber der Zauber der Romantik war wohl nicht sein Ding. Deswegen maß Konoha der Geste des Händchenhaltens gerade nicht viel an. Es war eine Ausnahmesituation. Es war gruselig und auch, wenn man realistisch war, konnte hier noch einiges passieren. Sie könnten von einer tollwütigen Ratte gebissen werden, einen Fledermausangriff widerfahren oder bei der nächsten Treppe durch die Decke reißen. Oh hoffentlich bretterte Bokuto nicht auf der anderen Seite hoch und machte die zweite Treppe auch unbrauchbar.
 

“Hey, sieh mal”, Akaashi zog Konoha in einen Raum, dessen Tür offen stand, der sogar etwas von dem Mondlicht abbekam, das sich durch den Efeu kämpfte. Es war ein Gemach, wohl das der jungen Schlossherrin, denn es war, nebst Staub, sehr weiblich und zart eingerichtet. Hohe Wände mit filigran verzierten Tapeten, ein Himmelbett mit teuren schweren Stoffen. Rot. An der Seite stand ein Parawa, darüber hing ein Kleid, ebenso in rot mit schwarzen Stickereien. Akaashi sah zu Konoha. Konoha schüttelte den Kopf. Akaashi ließ von seiner Hand ab, steckte die Kerze in den Kerzenhalter, der auf einem kleinen Tischchen stand. Vorsichtig zog er an den Wachsresten auf seiner Haut. Konoha trat auf ihn zu. Er pustete seine Kerze erstmal aus und legte sie neben Akaashis. Dann nahm er seine Hand und half ihm, das Wachs zu entfernen. “Vielleicht finden wir noch nen zweiten Ständer”, sagte er und Akaashi schmunzelte auf eine Weise, wie Konoha es bei ihm noch nie gesehen hat. “Akaashi!”, ermahnte er ihn. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. “Hast du etwa?” - “Nein! Aber ich mag, wie du denkst, Konoha-san.” Er entzog sich seiner Hand, ging zum Parawa und zupfte das Kleid herunter. Staub wurde aufgewirbelt und Akaashi musste einmal stark niesen. Sogar ein zweites Mal. “Okay, vielleicht sollte das wirklich niemand anziehen”

“Ich kann für dich mal ein andermal ein Kleid anziehen, das dich nicht zum Niesen bringt”, sagte Konoha mit einem frechen Unterton. Akaashi schmunzelte. “Du machst mich neugierig.” Er blieb stehen und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase, um nicht noch einmal niesen zu müssen. Konoha nahm die Kerze und den kleinen Kerzenhalter. “Wie stehst du zu Röcken?”, fragte er. “An dir? Äußerst offen” - “Ich mag diese Seite an dir”
 

Im nächsten Raum fanden sie nur Dunkelheit. Ein paar verstaubte Boxen zwar, aber nichts weiter. Akaashi hat nicht wieder nach Konohas Hand gegriffen, was dieser schade fand. Er konnte auch nicht recht deuten, was ihre gemeinsame Zeit hier oben bedeutete. Ob nur das Adrenalin mit Akaashi durchging oder ob es daran lag, dass sie einfach das erste Mal ganz alleine waren und Akaashi aus sich herauskommen konnte. “Weißt du, die Drittklässler machen zum Schulfest immer Stände mit diversen Attraktionen oder Spielen und Wettbewerben. Bokuto ist ist beim Armdrücken dabei und Saru hat so nen komischen Trend bei den Amerikanern aufgeschnappt, wo sich Jungs in Mädchenuniformen für Dates ersteigern lassen und das hat er vorgeschlagen und…” Konoha stoppte. “Und überlegst du, da mitzumachen?”, fragte Akaashi direkt. Konoha sah zu ihm hinüber. “Ich weiß nicht, würdest du für mich bieten?”, fragte er. “Ich würde wohl mein ganzes Taschengeld einsetzen, vorausgesetzt, dir steht der Rock”, sagte er. Konoha spürte ein aufregendes Gefühl in seinem Bauch. “Was würde Bokuto dazu sagen?”, wollte er wissen. “Bokuto-san? Keine Ahnung. Vermutlich würde er in seine Depriphase verfallen, weil er gegen Iwaizumi-san verloren hat, aber ich schätze, dein Anblick in einem Rock mit einer Bluse würde ihn da schon rausreißen” Akaashis Antwort klang angespannt.
 

“Hab ich was falsches gesagt?”, wollte Konoha wissen. Akaashi schüttelte den Kopf. “Nein, ich versteh schon”, sagte er und ging voran. Konoha sah ihn etwas verdattert nach. Denn er verstand nicht. Als er Akaashi in einen weiteren Raum gehen sah, schloss er lieber gleich auf, nicht, dass sie sich nun doch noch verloren, auch wenn er sich das hier in dem Gang nicht vorstellen konnte. Hier war ja nichts, außer dem Geruch von Verfall und den Geräuschen um das Schloss, an die man sich langsam gewöhnt hatte: Der pfeifende Wind, die heulenden Wölfe sowie das Knarren des Dachstuhls.
 

Beim Betreten des Raumes vernahm Konoha sofort, dass die Stimmung zwischen ihnen anders war. Es bedrückte ihn. Aber auch Akaashi wirkte bedrückt. Doch ehe er etwas erwidern konnte, machte es am Gang einen lauten Knall und Konoha ließ den Leuchter fallen. Die Kerze ging aus und es wurde wieder dunkler. Schnell schloss er zu Akaashi auf und zog ihn an der Hand hinter einen massiven Schrank. Er schob Akaashi in die Ecke, die Schrank und Wand bildeten und stellte sich schützend vor ihn. Langsam lugte er neben dem Schrank hervor und versuchte, etwas zu erkennen. Als er Schritte hörte, drängte er sich näher an Akaashi, so würde man sie beide von draußen nicht sehen können. Die Schritte wurden lauter, sie gehörten eindeutig Menschen, aber Konoha konnte sich nicht vorstellen, dass es bereits Bokuto und die anderen waren. Außerdem waren es vielleicht zwei Paar Füße. Eines leichtfüßig, das andere eher stämmiger. “Konoha-san”, flüsterte Akaashi. “Schh”, machte dieser leise und legte ihm den Finger auf die Lippen. “Ich weiß, das ist zu viel Nähe, aber ich glaub, wir sind nicht alleine”, gab er leise zu bedenken. Akaashi nickte. Sein Herz schlug schnell, genauso wie das von Konoha, der seinen Finger sachte von Akaashis Lippen löste.

Die Schritte wurden schneller und kamen näher. Konoha kniff die Augen zusammen. Akaashi hielt die Luft an. Konoha war ihm so unglaublich nahe, dass das laut pochende Herz und der Blutfluss in seinen Ohren lauter war, als Jegliches um sie herum. Konoha bemühte sich zumindest, langsamer zu atmen. Er blinzelte erst, als er hörte, dass die Schritte den Raum passierten. Da atmete er einmal erleichtert auf und nahm wieder Abstand. Akaashi holte wieder Luft, aber er ließ seine Augen nicht von Konoha weichen. “Das war niemand von uns oder?”, fragte er. Konoha nickte. “Außer Bokuto und Yukie fressen noch was aus”, schnaubte er. Akaashi schmunzelte. “Du hast mich sofort von ihm weggezogen, das war ziemlich heroisch und irgendwie auch aufregend”, sagte Akaashi. Er machte einen Schritt näher auf Konoha zu, doch beide flüchteten sich wieder in die Ecke, als im ersten Stock ein lauter zweistimmiger Schrei ertönte. Akaashi schlang beide Arme um Konoha, der stützte sich an der Wand neben ihm ab.
 

“Das ist kein gutes Zeichen”, sagte er. “Das waren Sarukui und Komi”, hat Akaashi richtig erkannt. “Dann lass uns endlich weiter”, sagte Konoha, nahm Akaashi an der Hand und hob ihm Vorbeigehen die Kerze im Halter wieder hoch, entzündete die Flamme aber nicht. Sie sollten nur schnellstmöglich durch den Korridor, der jetzt wieder verlassen wirkte, und am anderen Ende die Treppe hinunter. So würden sie am wenigsten Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wer auch immer noch hier war, würde sie vielleicht nicht sehen. Außerdem hätte er Akaashi loslassen müssen und das wollte er nebst all der Aufregung und der Sorge um die anderen nicht. Die beiden liefen schneller. Ihre Schritte hallten an den Wänden wieder.
 

“Ich glaub, da vorne ist die Treppe”, sagte Konoha erleichtert. Er sah zurück zu Akaashi, der zwar schwer zu sehen war, in all der Dunkelheit, doch beim Vorbeilaufen an einem der offenen Zimmer drang etwas Mondlicht so weit herein, dass er in den blauen Augen wieder Ruhe finden konnte. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn aus dem Raum kam plötzlich eine Person und riss die Beiden zu Boden. Auch aus dem zweiten Stock schallte ein Schrei durch das ganze Schloss, dass es jedem, der ihn hörte, Mark und Bein erstarrte.
 

“Oh nein… Erst Saru und Komi und jetzt auch Kono-Bro und Akaashi…” Bokuto stand mit Yukie und den Erstklässlern in einem Badezimmer, in das sie sich gerettet haben, nachdem sie den ersten Schrei vernommen hatten.
 

Sarukui und Komi waren irgendwann einfach nicht mehr da gewesen und Washio hat angeboten, nach ihnen zu sehen. Seitdem waren sie in drei Gruppen unterwegs. Keine gute Idee, wie Anahori mehrere Male wiederholt hat. Auch Yukie wurde es langsam zu bunt. “Ich fand das mit dem Werwolf ja wirklich lustig, aber das wird jetzt echt etwas unheimlich. Warum schreien alle und verschwinden?”, fragte sie. Bokuto nahm sie in den Arm. Das Licht war auch schon wieder weg, weil Bokuto es beim ersten Schrei hat fallen lassen und es wäre laut Kaori keine gute Idee gewesen, wieder zurück zur Öllampe zu gehen, um erneut Licht zu haben.

“Wir hätten die Öllampe mitnehmen sollen”, hat Onaga gesagt und es wurde einstimmig bestätigt, dass sie da mal früher hätten draufkommen sollen. So saßen sie nun alle im Dunkeln.
 

Der Grund für den ersten Schrei war Washio, der seine Freunde finden wollte und beim Durchsuchen eines Raumes einen Geheimgang hinter einem Gemälde entdeckt hat.

Besonders weit ging der Gang aber nicht. Nur in das Zimmer nebenan in dem durch das Gemälde auf der anderen Seite hindurch stieg und den beiden anderen den Schrecken ihres Lebens verpasste.
 

“Was machst du hier?”, hat Komi wissen wollen. “Was macht ihr hier?”, war es für Washio genauso wichtig zu erfahren. Die beiden haben einen Blick ausgetauscht, mit den Schultern gezuckt und im Gleichklang "Privatsache" gesagt.
 

Was Konoha und Akaashi niedergerissen hat, war auch etwas, womit sie nicht gerechnet haben.
 

“Die Prinzessin!”, sagte Konoha. Er sah vom Boden auf in das Antlitz einer blonden Schönheit. Unsicher, ob ihre Erscheinung verschwommen war, weil sie ein Geist war oder weil er sich beim Sturz den Kopf gestoßen hat.
 

“Wahahaha! Prinzessin!”, lachte eine laute Stimme, die nicht Akaashi gehörte, aber mindestens genauso nah war wie er. Schockbedingt riss Konoha den Blick von der blonden Schönheit ab und starrte in ob der Dunkelheit funkelnde Augen einer Katze gleich. Das Lachen allerdings glich mehr dem einer Hyäne, dass Konoha auch genau wusste, dass er vorhin keine verschwommene Prinzessin gesehen hat, sondern jemanden, den er kannte.
 

“Ihr seid echt das Letzte!”, knurrte er erbost und stieß Kuroo von sich und Akaashi hinunter. Akaashi richtete sich auf, klopfte sich die Kleidung ab und sah zuerst zu Kuroo und dann zu Kenma.

“Ich hab gar nichts gemacht, ich war nur da”, sagte Kenma. “Du hast Harfe gespielt”, sagte Kuroo und lachte. “Wie so ne Elfe.” Er hielt sich den Bauch. “Du warst das?”, fragte Akaashi. Kenma nickte. “Ja”, sagte er knapp. “Und dann, als wir hierher kamen, dachtet ihr, ihr versteckt euch und erschreckt uns n bisschen?”, warf ihnen Konoha vor. “Ne ne, Dude. Ihr habt uns erschreckt. Wie die Treppe eingebrochen ist, dachte ich, wir kommen hier nicht mehr raus, weil die andere total zugestellt ist! Deswegen haben wir hier was gesucht, mit dem wir entweder über die kaputte kommen oder uns durch die andere schlagen können”, erklärte Kuroo.
 

“Langsam. Bitte nochmal von vorne. Wir sollen euch erschreckt haben? Warum seid ihr überhaupt hier?”, fragte Konoha. Akaashi tauschte einen Blick mit Akaashi aus.
 

“Ähhm… Halloween? Verlassenes Schloss? N bisschen Romantik? Konnte ja nicht ahnen, dass Kenmas Liebeslied an mich gleich nen ganzen Volleyballclub anlockt.” Die Blicke gingen nun reihum. Nur Kenma schnaubte. “Aber bei euch wars doch auch n bisschen romantisch, nicht wahr?”, stichelte Kuroo mit einem in Konohas Augen ganz grenzdebilen Blick. “Und wenn's so wäre?”, fragte Akaashi angriffslustig. “Dann wäre ich der Letzte, der was dagegen hat. Wollt ihr also noch allein bleiben oder sollen wir die anderen suchen?”, fragte Kuroo. “Ich bleib keine Minute länger hier”
 

(¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯)
 

“Hey hey heeey!” Konoha hätte nie gedacht, dass er einmal dankbar für diesen Ausruf sein würde. Sie eilten die Treppe hinunter und fielen dem Rest des Teams in die Arme.
 

“Warum ist Ku-Bro da?”, fragte Bokuto, sein Kopf hing an Konohas Schulter und seine Augen kreuzten mit dem der schwarzen Katze. Kurz darauf erblickte er auch die Prinzessin und schmollte etwas, weil er nun durchaus erkannte, wem das Haar gehörte.
 

“Wir haben euren Turteltäubchen nen ganz schönen Schrecken eingejagt”, lachte Kuroo und gab seinem Bro einen Begrüßungshandshake als dieser sich aus der Gruppenumarmung löste.

“Du? Ich dachte, Washio hat die beiden erschreckt”, fragte Kaori und legte den Kopf schief. “Nicht die, die”, sagte Kuroo und deutete auf Akaashi und Konoha, die sich aus der Umarmung lösten, aber nicht von der Seite des jeweils anderen wichen.
 

“Ihr beide?”, japste Bokuto empört auf. Konoha sah auf den Boden. Akaashi biss sich auf die Unterlippe. “Warum sagt ihr uns sowas nicht? Das ist doch toll!”, rief Bokuto aus und schloss nun auch die Beiden in die Arme. “Und was hast du gemeint?”, fragte er Kaori, die aber abwinkte und Sarukui und Komi ein Zwinkern schenkte.
 

“Aber wie seid ihr hier reingekommen? Das Schloss am Tor war zu und verrostet. Habs grad noch so aufbrechen können”, sagte Washio. Kuroo hob anerkennend die Augenbrauen. “Wow, nicht schlecht, Großer. Das hab ich nicht auf bekommen. Aber wir kommen immer von der anderen Seite, da ist ne Mauer”, erklärte Kuroo. Kenma nickte. “Dann wisst ihr auch, wie man hier rauskommt? Also aus dem Wald?” Anahori war sichtlich erleichtert. Der ganze Abend hat ihm einiges an Nerven gekostet. “Na klar, habt ihr euch verlaufen?” Betretene Stille trat ein.

“Wir haben ein Abenteuer beschritten”, erklärte Bokuto und Kuroo lachte. “Ja genau, aber schon gut, wir gehen mit euch hinunter in die Stadt, aber von dort findet ihr dann heim oder muss man euch begleiten?”, fragte der gegnerische Kapitän. “Mich sollte wirklich jemand begleiten und meinen Eltern erklären, warum ich noch nicht zuhause bin”, warf Anahori ein. Onaga meldete sich auch. “Klar, machen wir. Du kommst doch mit oder Bokuto?”, Yukie wandte sich an den Kapitän. Auch Kaori bot sich an und mit ihr Washio.
 

“Gut, wenn das geklärt ist, können wir dieses Halloween ja abschließen oder?”
 

Was Konoha am meisten wurmte, war die Tatsache, dass Bokuto recht behielt und das Folgen der Musik sie nun sicher nach Hause führte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wir können dieses Halloween erst richtig anfangen. Raus mit der Deko, rein in die Kostüme und auf die Plätze - grusel - los!

Wer hat die kleinen Hints gefunden und wusste schon vor der Auflösung, dass Kuroo und Kenma mit von der Partie sind? Ich muss ja gestehen, mir war es selbst nicht Anfang an klar, dass die zwei ihr Unwesen treiben. Erst als ich den perfekten Harfensong gesucht habe und ihn gefunden hab, ist es mir eingeschossen und ich hab die ganze Geschichte mit der hübschen Prinzessin eingefädelt.

SaruKomi hier waren ganz klar Fan-Service für die Liebe  Chic und KonoAka ist ganz für mich - okay! Und für alle, die es auch inzwischen mögen und vor allem für die, die durch mich infiziert wurden xD

Ich hab übrigens noch ein zweites kürzeres Kapitel geschrieben um euch auch zu zeigen, was Kuroo und Kenma so getrieben haben. Das lest ihr dann morgen.
Und ich glaube für das Schulfest wird es im Februar noch eine Fortsetzung bei Konoha und Akaashi geben ;) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück